Die prismatischen Farben
Ein auf Farbempfindungen gestütztes Farbsystem gibt es nicht. Ohne Auge gibt es keine Farbe. Es gibt auch ohne Licht keine Farbe. Das bedeutet jedoch nicht, daß es nicht auch lichtunabhängige Wirkweisen unter- und innerhalb der Sichtbarkeit der Farben gibt, die sogar der licht- abhängigen Farbwirkung vorausgehen und ihr innewohnen. Es geht um die Schulung des Auges für das Sehen von Farbe und der Merkfähigkeit für die Empfindung, die durch die gesehene Farbe ausgelöst wird. Beim Farbsehen wird besonders deutlich, daß das Sehen ausschließ- lich mit derjenigen Eigenschaft der Gegenstände zu tun hat, die an ihrer Oberfläche liegt und als ihre äußerste Grenze wahrnehmbar wird. Wir nen- nen diese Eigenschaft die „Erscheinung” der Gegenstände. Was hinter der Erscheinung liegt, ist nicht Sache des Sehens. Hinter der Erscheinung des Regenbogens liegt die unendliche Kette von Ursachen und Bedingungen, durch die er zu- standekommt. Mit anderen Worten: der Gegenstand des Auges ist das, was vor Augen liegt. Das Prisma ist, gegen das Licht ge- halten, in der Längsachse zu drehen. Man dreht es z.B. in eine Stellung, bei der die hinter oder über ihm be- findlichen dunklen Gegenstands- umrisse (z.B. Fensterkreuze, Linien, Ränder) farbige Säume erhalten. Man wird Gelb, Rot, Grün, Blau, Violett erblicken. Man versuche, sich Klarheit über die Reihenfolge der einzelnen Farbstreifen zu verschaffen.
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